Kaiserschnitt ohne wirksame Anästhesie

 

 

 

Hier erzählt eine sehr mutige und starke Frau ihre Geschichte:

nach zwei Spontangeburten hatte sie einen Kaiserschnitt, der sehr traumatisch verlief, denn es erfolgte keine ausreichende Betäubung.

 

Überlegt gut, ob Ihr diese Zeilen lesen könnt, denn die Schilderungen könnten bei manchen Frauen traumatische Erfahrungen triggern.

 

Mein Name ist Isabella Geising, ich komme aus dem Saarland, bin verheiratet und Mama von 3 tollen Kindern. Alles super könnte man meinen, aber leider weit gefehlt.
 
Am 21.08.15 wurde meine Tochter auf Grund einer massiven Symphysenlockerung meinerseits per Kaiserschnitt zur Welt gebracht und da begann mein Horror.
 
Der Kaiserschnitt war für den 24.08.15 geplant, doch schon eine Woche vorher war ich mehrmals in der Klinik weil ich solche Schmerzen hatte das ich es kaum noch ertragen konnte. Vom 20. auf 21.08. war ich mit meiner Kraft am Ende und mein Mann fuhr schon morgens gegen 7 Uhr mit mir in die Klinik. Dort wurde ich fast 3 Std ans CTG gehangen, hauptsache aus dem Weg. Dann hieß es ich könnte zwischen 13 und 14 Uhr in den Op. Mir wurde ne PDA gelegt und dann ging es in den Op.
Dort begann der Mist!
 
Es wurde mit Spray und Nadel getestet ob ich betäubt bin. Ich merkte noch alles und die Anästhesistin sagte was von nachdosieren und evtl aufrichten um die Nadellage zu korrigieren, doch der Kolben der Spritze ließ sich garnicht drücken. Obwohl ich sagte das ich alles spüre und die Anästhesistin völlig überfordert versuchte nachzudosieren wurde von ihr dem Arzt das Ok zum beginnen gegeben. Mir wurde der Bauch aufgeschnitten und gesagt "das ist nur der Druck". Erst als sie die Gebärmutter öffneten und ich darauf hin nur noch geschriehen habe und versucht habe zu entkommen wurde realisiert das ich mich nicht anstelle. Dann wurde es hektisch und mir wurde Ketanest (Opiatmischung) gespritzt. Doch der Horror ging weiter! Ich lag auf dem Tisch, konnte nichts klar sehen, nicht sprechen und mich nicht bewegen, aber jeder Schnitt (mir wurden die Eileiter noch entfernt), jedes Reißen, jede Naht habe ich mit vollem Schmerz gespürt!
 
Als alles vorbei war wurde ich in den Kreißsaal zu meinem Mann und meiner Tochter gebracht. Dort dachte ich jetzt passiert nichts mehr. Falsch gedacht! Mir wurde eine Infusion an die Vene angehangen die eigentlich nur an den Rückenmarkszugang darf. Auf Station entdeckte das zum Glück die Schwester. Wieder Panik! Der Chef der Anästhesie tobte durchs Zimmer "wer die Scheiße gebaut hätte". Dann gaben sich die ganze Nacht ein Arzt nach dem anderen die Klinke in die Hand um zu sehen ob es mir noch gut geht. Weil das Mittel wenn es in die Vene kommt Herzstillständeauslösen kann (Aussage eines Arztes). Meine Tochter durfte ich deshalb auch nicht stillen, was für mich noch immer schlimm ist! Ich hab dann einen Tag später begonnen zu stillen, aber musste nach knapp 3 Monaten aufhören weil ich durch den Stress nicht genug Milch hatte. Das macht mich fertig! Meine beiden anderen habe ich 6-7 Monate voll gestillt!
 
Am nächsten Tag nachdem ich das erste mal stehen konnte interessierte sich dann keiner mehr für mich. Als wir dann fragten wie das Mittel hieß das mir falsch verabreicht wurde hieß es "ach, das wäre ja garnicht schlimm gewesen" und mir wurde ein Internetausdruck hin gelegt auf dem ein Mittel stand das keine Probleme bereitet. Doch der Name war ein ganz anderer als der auf der Infusion!
 
Ich habe seitdem kaum noch ein Familien- oder Sozialleben! Ich habe Panikattaken, Schlaflosigkeit, Alpträume, Flashbacks. Ich ertrage es nicht einmal zum Zahnarzt zu gehen. Selbst Fernsehsendungen wie diese Geburtssendungen kann ich nicht ansehen. Ich habe eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt heißt es.
 
Doch als wäre das nicht schon schlimm genug geht die Geschichte noch weiter. Ich habe nach 5 Monaten allen Mut zusammen genommen und meine Akte im Krankenhaus angefordert damit ich mir Hilfe suchen kann! Dann rief mich prompt die Sekretärin des Chefarzt der Anästhesie an, er wolle einen Gesprächsterminmit mir.
In der zwischenzeit habe ich meine Akte bekommen und in meiner Akte steht überhaupt garnichts! Meine Akte ist komplett geschönt. Laut dieser hatte ich eine Traumgeburt! Nur an der Ketanestgabe und an einem Stationsprotokoll worin steht das ich wegen der Medikamente nicht stillen darf erkennt man das etwas nicht richtig war.
Dann der Termin mit dem Chefarzt. Dort wollte er uns gleich einschüchtern "was wir von ihm wollten" und dann wollt er mir was von Druck als Schmerz interpretiert aufquatschen. Doch als ich dann zu Wort kam und ihm erzählte was vorgefallen ist wurde er ganz ruhig und hat sich zum Schluss bei mir entschuldigt "ich hätte niemals unter den Umständen operiert werden dürfen" und versprach wenigstens von der Anästhesistin einen korrekten Bericht zu holen, der der Arzt der mich operiert hat wäre nicht mehr an der Klinik. Meine Hausärztin und mein Frauenarzt sollten ihn kontaktieren und dann würde er mit denen besprechen wie mir geholfen werden kann. Ich war froh! Doch dann 1 Woche später rief er mich an, machte mir Vorwürfe ich wäre ja erst nach 5 Monaten gekommen und da könnt er nix mehr nachvollziehen. Er hätte aber eine Brief an meine Krankenkasse geschickt, worin er eine Therapie befürwortet, aber ohne eine Schuld einzugestehen! Das betonte er extra mehrmals!
 
Meine Krankenkasse hat nie etwas bekommen! Ich komme mir so minderwertig vor! Ich habe eine falsche Akte. Muss mich deshalb überall rechtfertigen. Ich bin wütend und vorallem extrem verletzt und enttäuscht! Das ist doch keine Art mit einem Patienten umzugehen!
Mittlerweile hat der Chefarzt mich wieder kontaktiert und mich wieder am Telefon fertig gemacht. Ich hab den ganzen Tag geweint. Es ging darum ob ich einen Therapie Platz hätte. Er müsse das wissen... Als ich ihm sagte das ich schon bei etlichen hier im Saarland gefragt habe und sich Es keiner zutraut, außer eine stationäre Behandlung was aber wegen der beiden anderen Kinder nicht geht, wurde er total herablassend. So nach dem Motto ich würde mich anstellen das es mir schlecht geht und dann keine Hilfe suchen.
Ich habe alle psychologischen Praxen im Umkreis kontaktiert und alle sagten das trauen sie sich nicht zu. Die stationäre würde mich aufnehmen aber wie gesagt geht das wegen der Kinder nicht und ich komme auch ehrlich gesagt mit der Krankenhausatmosphäre nicht zurecht. Ein großes traumateraphiecentrum in der Nähe kann mich nicht behandeln weil meibe Krankenkasse nicht mit ihrem Projekt arbeitet. Aber ich suche weiter!
 
Ich weiß nicht ob meine Geschichte sie interessiert, aber ich denke wenn ich schweige und alles so hin nehme wird einfach nichts geändert in den Kliniken! Dort zählt nur noch die Statistik und die Masse! Das wohl der Mutter und Kind geht völlig unter.

 

 

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© Kristina Wierzba-Bloedorn