Die Geburt von Jens
An sich begann die Reise schon am Sonntag abend: ich merkte, daß ich immer häufiger (Übungs)wehen hatte und sich etwas in meinem Körper zusammenbraute. An Schlaf war gar nicht zu denken, alle 15-20 Minuten kam wieder eine Wehe; zwar nicht soo stark, aber immerhin stark genug um mich vom schlafen abzuhalten. Ich brauch eigentlich immer so eine ganze Weile um einzuschlafen. Nach dieser wilden Nacht waren wir früh im Geburtshaus, da es nach meinem ET war, wollten mich die Hebis gerne alle 2 Tage sehn. Doch der Tastbefund ergab, daß der Muttermund noch komplett geschlossen war und der Gebärmutterhals noch nicht verstrichen. Es waren wohl vermutlich Senkwehen..
Ich sollte etwas Magnesium nehmen, und schauen, daß ich irgendwie zum schlafen komme. Gar nicht so leicht - ich sags euch! So wirklich beeindrucken lassen wollte sich meine Gebärmutter eh nicht von dem Magnesium. Ich döste dann hier im Sessel mal weg, aber auch die nächste Nacht war ich nur wieder "unterwegs" in der Wohnung. Immer wieder veratmete ich die Wehen... zu liegen dabei war ein Graus... sitzen war auch blöd.. ich mochte gar keinen "Auflagedruck" untenrum... Und am liebsten saß ich deswegen auf der Toilette oder lief umher. Wir standen stets in telefonischen Kontakt mit den Hebis... noch waren die Abstände einfach noch zu groß... Schlaflos in Moers!
Am Dienstag abend kam ja das Fußballspiel Deutschland gegen Frankreich, eine willkommene "Ablenkung"... Naja, Peter, mein Mann schaute das Spiel... und ich veratmete weiter fleißig und ich merkte die
Abstände wurden kürzer und die Wehen heftiger... die Toilette wurde zu meinem besten Freund. Übel war mir nicht, aber das mit dem Veratmen ging dort einfach am besten für mich! "Geh heute mal früher
ins bett, ich werde dich heute nacht ganz bestimmt wecken!" sagte ich noch zu Peter. Jeder Versuch mich ins Bett zu legen scheiterte an der nächsten Wehe - es war nicht auszuhalten!! Irgendwann
spürte ich was glibbriges zwischen meinen Beinen. Erst dachte ich, es sei Fruchtwasser.
Im Bad angekommen stellte ich fest, daß das der Schleimpfopf sein muß! Kannte ich ja noch gar nicht (Björns Geburt ging mit nem Blasensprung los). Die Wehen kamen nun alle 5-7 Minuten! Ich weckte Peter und wir riefen die Hebamme an. Wir verabredeten uns für 3 Uhr im Geburtshaus.
Autofahren und Wehen veratmen macht so gar keinen Spaß, dauernd gab ich Kommentare ab, wie Peter Auto fahren sollte. Im Gh angekommen wartetet Christina schon auf uns, und der Tastbefund ergab:
MuMu 4cm geöffnet!! Ich hab mich soo gefreut, denn 4cm war für mich schon viel und einfach zu wissen "Ja, mein Körper kann ganz von alleine muttermundwirksame Wehen zaubern. Er macht alles
richtig".
Im GH haben wir uns zunächst gemütlich eingerichtet und auch dort war ich gaaanz oft im Bad, so daß Christina schon schmunzeln mußte. Da sie wußte wie wenig ich geschlafen hatte die letzten Tage,
waren wir übereingekommen, daß es gut sei, wenn es zügig weitergehe... Tja, aber die Abstände wurden wieder etwas größer. Mein Bauch war ja sehr groß (124cm Umfang) ich sollte nochmal die
Seitenlagerung probieren, damit Jens so vielleicht besser in den Beckeneingang findet. Zur Frühstückszeit ging Peter etwas holen für uns. Zwischenzeitlich bekam ich alle 15 Minuten ein Schüsslersalz
kaulopyllum (??) um die Wehentätigkeit anzukurbeln. Wehenöl bekam ich massiert auf den Bauch, sie kochte einen Wehentee mit Eisenkraut, den ich wenn irgendwie möglich viel von trinken sollte
innerhalb kurzer Zeit. Ach du Sch... mit der nächsten Wehe wurds mir soo schlecht und der Abfalleimer war meiner. Hab alles wieder retour gebracht - auch der Schokocroissant blieb nicht drin.
Ich glaub es war schon 9 Uhr morgens, als mein MuMu 6 cm auf war... Nur alles in allen gings nur sehr langsam voran. Christina tauschte sich mit Nadja aus, die bereits zum Tagdienst da war. Wir sprachen alle zusammen und entscheideten zusammen, daß es wohl besser wäre in ein Krankenhaus zu fahren, da mir langsam die Kraft ausging. (Schlafmangel!) Wir fuhren also in Ruhe der Hebi Christina hinterher ins EKO (Ev.Krankenhaus Oberhausen). Christina hatte in diesem Kr.Haus selbst 9 Jahre gearbeitet und kannt dort die Kollegen, die Ärzte genau.
Zunächst wurde ich geschallt; die Ärztin rief noch eine zweite zu sich - und mein Baby wurde auf etwa 4kg geschätzt. Blutabnahme, Aufklärung für die PDA, Zugang wurde mir gelegt, an den Wehentropf kam ich. Die PDA war wirklich eine große Erleichterung für mich, ich konnte endlich mal wegdösen. Auf dem Kreisbett lag ich auch auf der Seite, damit Jens den Weg durchs Becken leichter findet. Der Gynäkologe war auch sehr nett, er plauderte etwas mit uns. Die Atmosphäre war die ganze Zeit angenehm und heiter. Christina gab mir/ uns Raum und bewahrte mich vor zuviel Untersucherei.
Nunja, selbst mit Wehentropf und Pda dauerte es noch sehr, sehr lange bis mein MuMu komplett eröffnet war- ich meine da war es schon 17 Uhr. Den Druck der Wehen merkte ich schon ganz deutlich, aber keine Schmerzen mehr. Jens Köpfchen war noch immer nicht im Becken. Viele Male hab ich mitgeschoben und spürte deutlich Druck auf den Darm, so als würde er den falschen Ausgang nehmen. Doch sobald die Wehe abflaute rutschte er wieder ein Stück zurück. Irgendwann fragte ich, was denn mit einer Zange oder Saugglocke wäre- doch selbst dafür lag er noch zu hoch.
Nach einer Zeit - und wir hatten wirklich alle Zeit gehabt- mußten wir einfach eine Entscheidung treffen. Irgendwas scheinte nicht zu stimmen, daß Jens nicht "durchflutschte". So kam die Entscheidung für den KS.
Ich wurde in Ruhe aufgeklärt und vorbereitet. Peter war ziemlich fertig deswegen, naja ich war auch etwas enttäuscht und doch irgendwie erleichtert - in dem Bewußtsein, daß wir alles probiert hatten. Wir mußten eine Etage rauf fahren zum OP. Der Gynäkologe sagte noch zu seinem OP-Team: "Hier kommt eine von euch". Die wußten nicht sofort was er meinte. "Auch sie ist Krankenschwester. Also: noch netter sein als sonst!"
Was hab ich mich beömmelt, auch hier waren alle sehr nett zu mir, überall freundliche Gesichter. Im Op ging alles flott, der Gyn guckte über die Abdeckung und sprach zu mir. Nun wußten wir den Grund: meine Gebärmutter war im unteren Segment hauchdünn, wie ein Blatt Papier. Er konnte mein Baby sogar durchschimmern sehn!!! Und dort wo es so hauchdünn war, war auch (klar!) keine Muskulatur, die ihn durchs Becken bewegt hätte. Der Gyn war sich sehr sicher, daß Jens es alleine nicht geschafft hätte. Es war alles richtig so, da schon Rupturgefahr bestanden hat!
Als Jens entwickelt wurde zog sich die Gebärmutter wieder zusammen. Es spielte wohl eine Rolle, daß der Geburtsverlauf sich so hinzog und die alte Sektionarbe.
Noch unter der Op sagte der Gyn, daß ein 3.Kind durchaus ginge, nur sollte dieses dann per geplanten KS geholt werden.
Ja und dann war er da, unser Jens. Direkt ein wenig am krakelen. Ich bekam ihn direkt zu mir. Nach ein paar Minuten der Check beim KiA und dann wieder zu mir. Christina half mir beim Halten, die
Blutdruckmanschette wurde mir abgemacht und es war soo schön. Nach einer ganzen Weile fragte mich die Hebi obs okay wär, wenn sie mit meinen Männern schonmal vorginge in den Kreissaal - ja, war okay
für mich. Nach dem Zunähen wurde ich umgelagert aufs normale Bett. Wieder war es der Gyn, der für heitere Stimmung sorgte: "Ihr Mann ist ja grade nicht da, also umarmen sie mich mal!" - das war beim
Umbetten, denn ich wog ja einiges. Im Kreissaal hatten wir eine Stunde nur für uns, dort hab ich Jens das erste mal gestillt. Es klappte auf Anhieb. Wir waren soo glücklich! Christina verlegte mich
dann noch zur Wöchnerinnenstation - ich bin ihr überaus dankbar, sie die ganze Zeit an unserer Seite gehabt zu haben.
Hier nochmal Jens Gardemaße: 4260g , 60cm groß und KU 33,5cm