Um erst einmal von vorne anzufangen, hatte ich im Dezember 2008 einen Kaiserschnitt.
Nach einer wunderschönen, problemlosen Schwangerschaft eröffnete mir mein Gynäkologe drei Tage vor ET, dass das Kind so groß (laut Ultraschall 4.600 g) sei, dass wir dies auf natürlichem Wege niemals schaffen könnten. Für mich ging eine Welt unter, war doch das Thema Kaiserschnitt nie für mich in Frage gekommen. Für mich war eine normale Geburt doch das Natürlichste der Welt und nun sollte ich das nicht schaffen? Ich hatte dann aber doch nicht den Mut meinem Gynäkologen gegen zu sprechen nach der Aussage: Sie werden nie mehr glücklich, wenn auf normalem Wege etwas passiert.
So wurde der "große" Oliver im Dezember 2008 per Kaiserschnitt auf die Welt geholt (4.430 g; 54 cm; 38 cm KU).
Ich erholt mich sehr schnell und auch die Bindung zum Kind, sowie das Stillen klappte super. Mein Grübeln begann erst drei bis vier Monate später. Als ich überlegte, dass ich ein Kind im Arm halte
und "nichts" dafür getan hatte. Ich wusste nicht, wie sich eine Wehe anfühlt. Ich versuchte dies für mich alleine zu klären und rutschte in eine sehr depressive Zeit, in der ich auch nicht wusste, ob
Oliver noch Geschwister haben sollte. Mein Weg aus diesem Tief gelang mir über kinesiologische Behandlung und das Lesen von sämtlicher Fachliteratur über den Kaiserschnitt. Hierbei konnte ich mir
auch den Mut für eine neue Schwangerschaft holen.
Im Mai 2012 wurde ich wieder schwanger. Das erste was ich mir dann besorgte, war eine Beleghebamme, die meinen Wunsch nach einer vaginalen Entbindung vertreten konnte. Ihre ersten Worte waren: Man muss den Frauen zumindest eine Chance geben, wie es ausgeht, können wir heut noch nicht absehen. Sie hat mir soviel Zuversicht vermittelt.
An einem verschneiten Montag Abend Anfang Februar 2013 begannen die Wehen dann im 10 Minutentakt und so blieben sie auch die ganze Nacht, nichts vorwärts nichts rückwärts. Meine Hebamme meinte,
solange sich nichts mehr tut, sehen wir uns morgen in ihrer Praxis. So gingen wir Dienstag Vormittag zu ihr und bei der Untersuchung kam heraus, dass der MM erst 1 cm eröffnet war. Sie riet mir
nochmal nach Hause zu fahren. Abends um zehn war ich dann soweit, dass ich sie unter Tränen anrief. Ich konnte nicht mehr. Wir verabredeten uns in der Klink.
23.00 Uhr: Ankunft in der Klinik, aufgedreht und erschöpft zugleich, der MM ist um 4 cm eröffnet. Ich bin dann nach den Eingangsuntersuchungen mit meinem Mann erst noch einmal eine Runde laufen
gegangen.
00.45 Uhr lag ich auf dem Bett und hatte einen guten Wehenrhythmus gefunden, den ich gut veratmen konnte. Meine Mann konnte mir in der Zeit meine Schmerzen durch eine Rückenmassage erleichtern.
02.00 Uhr untersuchte meine Hebamme mich noch einmal und der MM war bei 8 cm. Leider verletzte sie hierbei ungewollt die Fruchtblase. Innerhalb weniger Minuten stieg der Schmerz ins Unermessliche.
Ich war von den Schmerzen völlig überrumpelt und fand keinen Rhythmus mehr. Trotzdem war nach einer halben Stunde der MM vollständig eröffnet, jedoch rutsche der Kopf nicht ins Becken ab. Nachdem wir
danach glücklicherweise die Herztöne wieder im Griff hatten, hielt ich es nicht mehr aus, ich orderte eine PDA.
03.10 Uhr: die PDA liegt. (Meine Hebamme sagte später, sie hat die PDA an dieser Stelle noch zugelassen, da wir sonst unweigerlich im Kaiserschnitt gelandet wären, da ich so am krampfen war vor
Schmerz). Der Schmerz wurde mir danach um einiges erträglicher, allerdings dadurch auch die Wehen kürzer. Daher mussten wir mit einem Wehentropf nachhelfen.
04.00 Uhr das aktive Pressen beginnt, allerdings tut sich nicht wirklich viel und die Herztöne rutschen wieder ab. Durch Umlagerung haben wir diese wieder in den Griff bekommen. In diesem Moment wäre
mir der Kaiserschnitt (glaube ich) völlig egal gewesen, ich war mit meinen Kräften völlig am Ende. Es war mittlerweile die zweite Nacht ohne Schlaf. Die Ärztin sagte dann, dass sie mir noch genau
zehn Minuten gibt, ansonsten holt sie die Saugglocke. Dies war glaube ich für mich in diesem Moment der passende Satz, ich mobilisierte solch ein Kraft, denn das war das Letzte was ich wollte.
So kam um 4.40 Uhr Antonia auf natürlichem Wege auf die Welt mit 3.930 g; 52 cm und einem Kopfumfang von 37 cm.
Es war das schönste Gefühl der Welt, dieses Wunder aus eigener Kraft geschafft zu haben. Meiner Meinung ist eine gute Hebamme das Wichtigste auf der Welt. Sie hat mich durch die Momente gezogen, in
denen ich aufgeben wollte.
DANKE, dafür dass sie mir geholfen hat meinen größten Wunsch zu erfüllen und immer an mich geglaubt hat!!!!