Sven - HBA2C

 

 

Cerstin bringt ihren Sohn Sven nach 2 Kaiserschnitten daheim zur Welt.

 

 

Am 25. November 2013 war in der Mittagszeit nocheinmal meine Hebamme Birgit zur Vorsorge bei uns, da war ich ET+1. Alles prima, mir ging` s gut, der Muttermund weich und geburtsbereit, noch geschlossen. Wir warten quasi auf den "Startschuß" vom Baby. An der Tür verabschiedete sie sich mit: "Bis ?? Ja, was soll ich Dir wünschen?" Hhm, ich wußte es auch nicht so wirklich und sagte so:" Dann wohl bis Mittwoch": Nichtsahnend, daß wir uns viel schneller wiedersehn würden...

 

Wir hatten noch Kuchen hier und ich wollte eh meine Schwester besuchen, ihr eine Liste meiner Krabbelgruppe geben, damit sie mich vertreten kann.. Also schnappte ich mir meine Jungs und fuhren rüber. Eigentlich ist die Strecke gut zu Fuß machbar, aber irgendwie hatte ich so gar keine Lust zu laufen und das war auch eine gute Idee im nachhinein. Bei meiner Schwester fühlte ich eine große Unruhe in mir,das Sitzen war echt doof, war zweimal kurz hintereinander auf der Toilette. Meine Schwester meinte noch wie gut ich aussehen würde: "Du strahlst so!" Aha... ich erinnerte mich, daß meine Yogalehrerin beim Schwangerenyoga sagte, wenn eine Frau kurz vor der Geburt steht, sich der Gesichtsausdruck noch einmal ändert; ähnlich einer Blume, die dann völlig aufblüht. Sie half mir noch die Jungs anzuziehn und ich war heilfroh das Auto vor ihrer Türe zu haben. Ich spürte starkes ziehen in den Leisten und immer wieder Stiche am Muttermund. Bis dahin war ich mir sicher, dass das ganze noch von der Untersuchung der Hebamme herrührte.

 

Zuhause angekommen bereitete ich das Abendessen vor. Das Ziehen blieb, mein Bauch wurde regelmäßig hart und schnaufen mußte ich auch schonmal- da war es 17.30 Uhr. Das Essen machen lenkte mich etwas ab, dachte so bei mir, dass es vielleicht auch Senkwehen waren, naja,bei den Jungs hat es echt lang gedauert, also brauch ich hier noch niemanden scheu zu machen. Ich hab`s zunächst gar nicht ernst genommen,
Beim Reis umrühren mußte ich dann doch mal eine Wehe richtig veratmen, über die Küchenarbeitsplatte vornerüber gebeugt ging es gut. Als das Essen fertig war, hatte ich nur ein paar Löffel Reis gegessen und dann den Teller weggeschoben- keinen Appetit mehr, dafür blieben die Wehen.

 

Meinem Mann war jetzt auch klar, dass unser dritter Junge sich auf den Weg macht. Wir verabredeten, dass er die Jungs ins Bett bringt. Gesagt-getan.. und wie so oft schlief mein lieber P. einfach mit ein. Und ich hatte meine Ruhe, himmlisch ! In unserer Wohnzimmerhöhle konnte ich tun und lassen was ich wollte. Und mein Körper wollte, dass immer mehr Aufmerksamkeit zu den Wehen wanderten. Ich kniete vor dem Sessel und veratmete die Wehen oder ich saß auf der Toilette, und zog so fest ich konnte an der Türklinke. Dazwischen tigerte ich durch die Wohnung. Ich wurde völlig zeitlos, war einfach so in meinem Körper, dass nichts anderes mehr möglich war und gleichzeitig fühlte ich mich absolut sicher und geborgen. Irgendwann- und ich hatte gar keinen Plan wieviel Zeit vergangen war- kam der Impuls "Du mußte die Hebamme anrufen, Du hast ja kaum noch Pause zwischen den Wehen!" Also mußte ich es bis zu meinem Schreibtisch schaffen, da lag mein Handy.Puh, irgendwie hoch uns los, wieder eine Wehe-innehalten, veratmen, nochmal schnaufen. Im Display gescrollt, mei wieder `ne Wehe.. Birgit erreicht- sie fährt sofort los.

 

Meine Freundin D. angerufen: "Es geht los. Bitte komm!" Und da war ich auch schon mittendrin, ohne das es mir bewußte war. D.kam mit Zug und Taxi, weil sie kein eigenes Auto hat.

 

Birgit kam als erstes und ich machte ihr noch selbst die Tür auf. (P. schlief noch immer und ich wollte ihn nicht rufen, aus Angst es könnte der Kleinere wieder aufwachen,mehr vor einer Störung in meiner Wehenarbeit.. und ich war eh so mit mir selbst beschäftigt; ich war sogar sehr froh darüber allein zu sein) Ich presste nur ein kurzes "Hallo!" hervor und dann rollte die nächste Wehe schon an.. Wieder vornerübergebeugt am Wohnzimmersessel. Birgit wollte mich untersuchen, durfte sie, aber- es war ca. 22.50 Uhr- es war alles andere als leicht eine Wehenpause abzupassen. Und dann kam die Überraschung: der Muttermund war bereits vollständig eröffnet!! Hurra, was freute ich mich! Dann kam auch P. mal herei ins WoZi ( er hatte ja nun vorgeschlafen, was auch gut war). Nachdem wir ihn mit der aktuellen Situation konfrontiert hatten, war er schlagartig wieder hellwach. Nunja, Ben*berg konnten wir also vergessen mit einer Stunde Fahrtzeit. Birgit fragte was denn mit dem anderen Krankenhaus wär, wo ich auch angemeldet war. "Wir müssen erst auf D. warten, sie ist ja unterwegs." Tja und als D. eintraf, fragte Birgit nochmal (in etwa) Ins Krankenhaus XY oder willst Du lieber zuhause blieben?" "Zuhause bleiben!!" entschied ich und wieder eine fiese Wehe. Birgit flitzte nochmal zu ihrem Auto und holte ihren Geburtskoffer.

 

Als sie wieder bei uns oben war mit dem Koffer, wollte sie eigentlich gerne mal ein CTG schreiben, ob ich mich kurz auf die Couch legen könne. Nee, das ging gar nicht, obendrein haben wir auch eine so butterweiche Couch, da mochte ich mit Wehen auch nicht drauf sitzen, geschweige denn liegen. Dann kein CTG. Für mich wurde die Yogamatte auf den Wohnzimmerboden ausgerollt und ich ging in den Vierfüßler, znächst so, dass ich den Kopf tief hatte und den Po hoch- damit unser Jung gut um die Kurve kommt, meint Birgit. Die Wehen sind gut auszuhalten, ich bin völlig bei mir und ich wechsel auch mal in die tiefe Hocke und ziehe dabei an P.` s Händen. Die Hocke finde ich sehr anstrengend, obwohl sie uns ein gutes Stück voran gebracht hat, also zurück in den Vierfüßler. Sven ist prima um die Kurve gekommen, der Druck nach unten nimmt enorm zu, ich will mitschieben. Für ein paar Wehen weiß ich nicht, ob ich brechen muß oder nicht. Zum Glück hatte ich dafür schon vorgesorgt und mir schnell den Putzeimer aus dem Bad genommen, bevor P. die Geschwisterkinder ins Bett brachte.

 

Das war echt blöd, diese Übelkeit und gleichzeitig Wehen zu haben. Ich vermute, das war die Übergangsphase. Zum Glück blieb das Essen drin. Birgit hatte mittlerweile eine Stirnlampe von P. bekommen, um besser sehn zu können, sonst hatte wir es gaaanz dunkel. Der Pressdrang wurde immer größer und in en Wehen schob ich fleißig mit, bei fast jeder Wehe geht nun Stuhlgang mit ab. Mir ist alles egal, Birgit und D. machen das dezent weg und mich sauber. Birgit massiert den Damm kurz mit Öl ,in einer Pause läßt sie mich CoffeaGlobuli aus ihrer Hand lecken, das ist auch gut für den Damm. Viele, viele Presswehen- ich werde langsam ungeduldig... der Druck nach unten steigt bis geht nicht mehr und ich werde immer lauter. Jetzt komm RAUS!!! P. ist die ganze Zeit bei mir am Kopfende sozusagen, streichelt mir über den Kopf, gibt mir Kraft. Von allen gibt es ermunternde, lobende Worte- allerdings nur in der Wehenpause, wenn ich ne Wehe veratme müssen alle ganz still sein.


Birgit ist so bemüht mich warm zu halten, legt eine Wolldecke auf meinen Rücken und Po- doch in jeder Wehe schubs ich das Ding weg, will keine Berührung, Kreuzbeinmassage oder sonst was haben. Herztöne abhören mit dem Dopton war auch recht schwierig, also hat sie es gelassen nach ein paar Versuchen. Immer wieder sagte sie , wie schön die Geburt voranschreitet. Ich wechselte nochmal meine Position: gehe in den Kniestand, bin für kurze Zeit mal so asymetrisch (halb hockend, halb knieend), wieder in den Kniestand, mein lieber P.sitzt auf einem Hocker direkt vor mir; in den Wehen bohre ich fast meine Arme in seine Oberschenkel..in den Pausen lege ich dort mein müdes Haupt nieder. Sven`s Köpfchen rutscht ein Stück tiefer, die Wehe flaut ab, wieder auf die nächste Wehe warten. Ich schaukel in den Pausen ganz instinktiv mein Becken, das tut mir sooo gut, mittlerweile schreie ich "Raus!!" und es fühlt sich alles so richtig an, oh, so ein brennendes Gefühl- der berühmte "Ring of fire", das ist er wohl. Ich werde nie vergessen, wie D. völlig aus dem Häuschen rief: "Der Kopf, der Kopf..!! " Der Kopf ist geboren- eine Riesenerleichterung!

 

Mit der nächsten Wehe flutscht sein ganzer Körper aus mir heraus.

 

Ich kann`s noch gar nicht fassen, ich habe ein Kind zur Welt gebracht. B. schiebt mir ein Kissen unter den Po und mein Team hilft mir, daß ich die Beine (schwer wie Blei) nach vorne ausstrecken kann. Ich bestaune meinen Jungen, der vor mir auf der Matte liegt; singe ihm ein Ständchen: "Wie schön, daß Du geboren bist..." - ich nehme ihn hoch und herze ihn.Sooo schön. Schon hat er angefangen zu kackern,bin ziemlich verschmiert. Die Nabelschnur war recht schnell auspulsiert und D. durchtrennte sie. P.wollte nicht, das hatten wir aber schon vorher darüber gesprochen...wir wechselten dann auf die Couch- jetzt ging es gut mit dem Liegen darauf und kuschelten. Ich wollte ihn schonmal anlegen, doch es gelang noch nicht recht. Die Plazenta ließ auf sich warten, aber es war alles gut. Birgit kontrollierte meinn Gebärmutterstand und mein Befinden engmaschig: Nachwehen oder das Gefühl mitschieben zu wollen hatte ich nicht. Aber Hunger wie sonstwas hatte ich. Wir essen ja so gut wie immer abends und im Geburtsverlauf hatte ich auch nichts gegessen. D. holte auf meinen Wunsch einen Apfel es war der leckerste in meinem Leben. Nach einer ganzen Weile meldete sich meine Blase und so begleiteten mich Birgit und D. ins Bad eine Unterlage haltend zwischen meinen Beinen. Noch nicht ganz angekommen machte es platsch. Sie kam vollständig,alles in Ordnung, gott sei dank! Sie hatte echt lange auf sich warten lassen. Nun gratulierte mir auch Birgit zur Geburt und umarmte mich während ich auf der Toilette saß- das muß echt ulkig ausgesehen haben. Dann konnte ich duschen und das war einfach nur herrlich. Danach gings wieder ins WoZi auf die Couch, zum weiterkuscheln. Birgit schaute nach Geburtsverletzungen; ich hatte einen (gefühlt kleinen) Labien- und Scheidenriss und wurde von ihr genäht. Das war zwar unangenehm doch ich bekuschelte die ganze Zeit mein so süßes Baby. Und ich muß sagen, daß ich von den beiden Sectios einiges an Schmerzen kannte und so war es fast peanuts für mich. Birgit fand es schade, daß ich etwas gerissen bin, doch ich sagte ihr: "In unserer Familie gibt es ein Sprichwort:" Kommst Du über den Hund kommst Du über`n Schwanz!" da lachten wir alle herzhaft. Und ich merkte, dass lachen sich noch sehr komisch anfühlte, so ganz frisch nach der Geburt. Hhhm, ich meine dann erledigte Birgit noch den ganzen Schreibkram--echt viel und erst dann machte sie die U1: alles prima, Sven ist 55cm lang und brachte 3440g auf die Waage (der leichteste von meinen drei Söhnen!) Von wegen jedes Kind wird noch mopsiger als das vorherige...und zwischen der U1 und Schreibkram räumten D. und P. ganz emsig auf. Birgit legte sich dann auch mal hin, im Arbeitszimmer war noch eine Schlafmöglichkeit, sie war echt ko.

 

D. rief sich ein Taxi, denn sie wollte wieder zu sich nach hause und so verabschiedeten wir uns. Mein lieber P. wollte schon meine Eltern anrufen, doch das wollte ich auf gar keinen Fall! Ich wollte meine Ruhe, auch wenn ich nicht schlafen konnte. Nun kam J. aus dem Mama-Kind-Bett gekrabbelt und wunderte sich wo ich denn wäre. J. bestaunte seinen Bruder und wollte unbedingt mit uns im WoZi bleiben. Er schlief irgendwann ganz abenteurlich auf dem Sessel ein. P. schlief auch. Birgit`s Nickerchen war nach 2 Stunden vorbei, sie schaute natürlich nochmal nach uns, bevor sie sich auch verabschiedete. Sie würde mittags wiederkommen.

 

Meine Eltern hatten wir dann so (glaub ich) gegen 9Uhr morgens angerufen mit der Frage, ob sie nicht zu uns zum Frühstück kommen wollen-und die Brötchen mitbringen- und den Sven kennenlernen wollen :-)) Ja und ob sie wollten! Und so frühstückten wir zusammen und meine Schwester C. kam auch noch mit ihrem Sohn, und alle freuten sich mit uns und bestaunten den neuen Erdenbürger.

 

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© Kristina Wierzba-Bloedorn