Studien

 

 

 

 

Welchen Einfluss hat die Aufklärung und Beratung der werdenden Eltern? Welche Möglichkeiten gibt es, das Baby zu einem Purzelbaum zu bewegen? Wie effektiv sind Methoden wie Äußere Wendung, Indische Brücke, Akupunktur etc? Wozu können Hebammen raten, was können Hebammen anbieten? Eveline Gritsch und Dorothea Rüb haben sich in der Literatur umgesehen und Forschungsarbeiten gesucht.

 

Äußere Wendung

 

Die äußere Wendung wurde über viele Jahre nur noch selten angewandt, weil die Entbindung durch Kaiserschnitt als gefahrlos galt und Komplikationen wie eine vorzeitige Lösung bzw. kindliche Bradykardien befürchtet wurden. Nachdem verschiedene Forschungsarbeiten die Vorteile einer Wendung in Schädellage belegen konnten, hat auch die Einführung der Farb-Dopplersonographie dazu beigetragen, diese Methode wieder stärker anzuwenden, da Gefahren durch Nabelschnurumschlingungen vorher erkannt und akut bedrohliche Situationen vermieden werden können. Als Kontraindikationen gelten Plazenta praevia, Uterusfehlbildungen und Myome, Mehrlingsschwangerschaften, kindliche Fehlbildungen, Pathologisches CTG, Oligohydramnion, vorzeitiger Blasensprung. Einige Autoren schließen bei Vorderwandplazenta die äußere Wendung aus.

 


Beckenendlage beim reifen Einling: Sektio? Äußere Wendung? Vaginale Entbindung?

 

Schneeberger J, Geyer H, Kranzfelder D, Geb.-gyn. Abteilung der Missionsärztlichen Klinik Würzburg haben untersucht, welche Vorgehensweise Schwangere bei BEL des Kindes bei individueller situationsbezogener Beratung in ca. der 37.SSW wählen, wenn alle drei Varianten angeboten werden. Des weiteren wurde der reale Entbindungsmodus erforscht und der Frage nachgegangen: Gibt es relevante Unterschiede im Outcome von Mutter und Kind?
Methode: Ausgewertet werden Beratung, Geburt und stationärer Verlauf sowie ggf. der Wendungsversuch aller Schwangeren, die sich von 1995 bis 1998 nach 36+0SSW mit einem Einling in BEL zur Geburtsplanung vorstellten.

 

Ergebnisse: Von 238 Schwangeren wählten 81 einen Wendungsversuch (37-mal erfolgreich, 44-mal erfolglos), 130 eine vaginale Geburt, 32 eine prim. Sektio. 27 Kinder drehten sich bis zur Geburt spontan in Schädellage. Der reale Entbindungsmodus war: nach erfolgreicher Wendung nach Rückdrehung vaginal aus BEL 1, aus Schädellage spontan 31 und vaginal operativ 2, sek. Sektio 5; nach erfolglosem Wendungsversuch vaginal 23, prim. bzw.
sek. Sektio 11 bzw. 10; ohne Wendungsversuch vaginal (=58%), prim. Sektio 30 (=23%), sek. Sektio 24 (=18,5%); spontan gedrehte Kinder vaginal 20, vaginal operativ 2, prim. Sektio 1 und sek. Sektio 4. Mütterliche Komplikationen waren nach Sektio am häufigsten (14%). Es traten keine schweren oder bleibenden Schäden auf. APGAR- und NSpH-Werte, kindliche Morbidität incl. Verlegung zeigten keine signifikanten Unterschiede.

 

Schlussfolgerung: Der Geburtsmodus hängt neben Beratung und Erfahrung der Geburtsklinik stark von subjektiven, teilweise irrationalen Meinungen der Schwangeren und ihrer Umgebung ab. Bei adäquatem Einsatz sind äußere Wendung und vaginale Entbindung aus BEL einer prim. Sektio im Outcome von Mutter und Kind ebenbürtig.

 

(Quelle: [www.thieme.de] 2000, P3.06.10, Georg Thieme Verlag Stuttgart New York)

Einflussfaktoren, Nutzen und Risiken der äußeren Wendung von Beckenendlage in Schädellage

B. Matthies, U. Büscher, M. Lübke, J. W. Dudenhausen haben beim Perinatologenkongress in Berlin vom 2.-4-12.99 eine Arbeit hierzu vorgestellt, die in einem Supplement der "Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie", BD 203, 12/99 publiziert wurde, und ergab, dass sich durch die äußere Wendung unter Tokolyse sich die Sectiorate bei BEL sich deutlich senken lässt.

 

Ergebnisse:

 

  • Die Gesamterfolgsrate lag bei 38%. Komplikationen im Sinne einer anhaltenden Bradykardie traten in 2,2% auf. Mit zunehmender Parität und bei normaler Fruchtwassermenge bzw. Polyhydramnion gegenüber Oligohydramnion nahm die Erfolgsrate zu.

 

  • Schwerere Kinder konnten häufiger gewendet werden (38% bei >3500g, 22% bei <2500g; p<0,01).

 

  • Keinen Einfluss auf den Wendungserfolg hatte die Plazentalokalisation.

 

Schlussfolgerungen:


Durch den Einsatz der äußeren Wendung ließ sich die Sectiorate von 70 % bei BEL-Schwangerschaften auf etwa 50% im Gesamtkollektiv senken. Die Wahrscheinlichkeit einer Sectio nach gelungener Wendung ist aber im Vergleich zum Kontrollkollektiv mit 21% gegenüber 14% erhöht.

 

(Quelle: "Die Hebamme" 4/2000, Dez 2000, Seite 199 aus Geburtsh. Frauenheilk 2000:60175, Georg Thieme Verlag.)


Indische Brücke


Das Management von Beckenendlage durch die "Indische Brücke"

 

Dr. Maria Hohlagschwandtner und Dr. Reinhard Obwegeser haben an der Unifrauenklinik Wien im Rahmen einer prospektiv randomisierten Studie untersucht, ob die Indische Brücke zu einer Erhöhung von Spontanwendungen bei Schwangerschaften mit BEL führt.

 

109 Schwangere mit Einlingen in BEL zwischen der 30. und 32. Woche wurden in Gruppen mit und ohne Indische Brücke, Primi- und Multiparae separat, randomisiert. Zweimal täglich sollten im Endeffekt 50 Frauen bis zur Entbindung mit einem Kissen die entsprechende Übung ausführen, wobei einige Frauen mit der Zeit die Übungen etwas seltener ausführten.


In der Gruppe der Primiprare betrug die "overall" Wendungsrate 66%, 70% bei der IB, 63% bei der Gruppe ohne spezielle Übungsanleitung (p=0,77), bei den Multiparae war die Rate der Wendungen mit 88% höher: IB 86%, Kontrollgruppe 87%; p= 1). Komplikationen wegen NBS - Umschlingung und eine spontane Rückwendung wurde nicht beobachtet.


Ergebnis:

 

Die Inzidenz der Beckenendlage kann durch die Indische Brücke (I nicht reduziert werden. In der Gruppe der Primiparae konnte keine signifikante Erhöhung der Wendungsrate beobachtet werden (70% versus 63 %, p = 0,77). In der Gruppe der Multiparae war der Erfolg der Indischen Brücke noch geringer (89% vs. 87%, p= 1).


Diskussion:

 

In der abschließenden Diskussion wird auf eine Arbeit von Bung 1987 hingewiesen, wo die Wendungsrate bei der Anwendung der IB 70% versus 54% spontane Wendung betrug. Die Inzidenz von BEL in der 24. SSW beträgt 50% und reduziert sich auf 5% in der 35. Woche und ist bei Primiparae deutlich erhöht (Miller et al 1981). Dies bedeutet, dass sich 90% der Feten in Beckenendlage nach der 24. SSW in Schädellage drehen. Auch die mögliche Reduzierung von BEL durch Knie-Brust bzw. Ellenbogenlage (Chenia et al, Birth 1987) und durch Applikation von Ohrpflaster (Quin et al, Trad Chin. Med 1989) oder Hypnose (Mehl 1994) wird erwähnt. Da die Indische Brücke von den Autoren als Methode ohne Nachteile und Risken für Mutter und Kind angesehen wird, wird sie trotz der Studienergebnisse nicht völlig verworfen. (Nach dem Motto: Nutzt nix, schad nix?)

 

(Quelle: "Die Hebamme" 4/2000, Dez 2000, Seite 202-205)

In "Effektive Betreuung während Schwangerschaft und Geburt" von Enkin/Keirse/Renfrew/Neilson Ullstein Medical Wiesbaden 1998 auf S. 177 bis 181 wird darauf hingewiesen,

 

dass ab der 38. SSW und womöglich erst bei Einsetzen von Geburtswehen unter Tokolyse und entsprechenden anderen Voraussetzungen (keine feste Beziehung zum Becken, stehende Blase, sofortiger Rückgriff auf eine Sectio falls erforderlich, AntiD Prophylaxe bei RHneg Mutter etc.) eine äußere Wendung vielversprechender sei. Am Termin könne auf wendungsbedingte Komplikationen leichter reagiert werden, unnötige äußere Wendungsversuche würden vermieden werden.


Nicht-invasive Methoden wie die Knie-Ellbogenlage, die in kontrollierten Studien eine geringere Reduktion von BEL und Sectiones ergab, werden hier als zu wenig umfangreich betrachtet, um eine gesicherte Effizienz nachzuweisen. Die äußere Wendung vor der 38. Woche wird von der Autoren als nicht gerechtfertigt angesehen. Vielleicht wäre es sinnvoll, Studien zur Sinnhaftigkeit von Körperübungen wie die Indische Brücke auch erst ab einem späteren Zeitpunkt in der Schwangerschaft anzusetzen. Die oben zitierte Studie von Hohlagschwandtner und Obwegeser wurde ja schon in der 30. bis 32. Woche gestartet, zu einem Zeitpunkt, wo spontane Wendungen erwartungsgemäß noch häufig sind und dementsprechend auch die Ergebnisse davon beeinflusst sein könnten.


Moxibustionstherapie und Akkupunktur


Moxibustionstherapie bei Beckenendlage

 

Es entspricht einer alten chinesischen Tradition, Kinder in Beckenend- oder Querlage durch Wärmeanwendung an einem bestimmten Akupunkturpunkt mit Hilfe von brennendem Moxakraut (Moxazigarre) zu einer Drehung in die günstigere Schädellage zu veranlassen. Die warme Moxazigarre in regelmäßigen Abständen an beide kleinen Zehen herangeführt. Die Wärmeanwendung regt die Kindesbewegungen für ca. 12 - 24 Stunden deutlich an und fördert somit die Drehwilligkeit des Kindes.


Nach Ansgar Römer: " Akupunktur für Hebammen, Geburtshelfer und Gynäkologen" Hippokrates Verlag Stuttgart 2000 sinkt die Spontanwendungsrate aus Beckenendlage in Schädellage gegen Ende der Schwangerschaft deutlich ab. Liegt sie bei einer Erstgebärenden vor der 33SSW noch bei 70%, so beträgt sie danach nur mehr etwa 25%, und nach der 37SSW gar mehr 6%. Eine in diesem Buch zitierte Studie der Universitätsklinik Mannheim zeigt, dass durch Moxibustionsbehandlung eine Spontandrehungsrate von 50,4% erreicht werden konnte(zwischen 33SSW und 37SSW). Die Chinesische Medizin spricht sogar von einer Erfolgsquote bis zu 90%, wobei offensichtlich der frühe Therapiebeginn (um die 29SSW ) eine Rolle spielt.

 

Therapieempfehlungen:

 

Als Punkt der Wahl für die Moxibistionsbehandlung gilt der BL67 (Zhiyin). Römer gibt den Therapiebeginn nicht vor der 33SSW an, letzte Behandlung gegen Ende der 36SSW und empfiehlt vier Sitzungen im Abstand von zwei Tagen, mit einer Behandlungsdauer von 20 Minuten (manche behandeln nur jeweils für 10 Minuten), wobei der BL67 auf jeder Seite 10 Minuten gemoxt wird. Position für die Frau ist die Knie-Ellenbogen-Lage. Als Kontraindikation gilt eine vorzeitige Wehentätigkeit. Anhand von Studienergebnissen konnte ausgeschlossen werden, dass eine vorzeitige Wehentätigkeit, ein vorzeitigen Blasensprung oder pathologische CTG-Muster im Zusammenhang mit einen Moxibustionsbehandlung stehen. Bei sachgerechter Anwendung beinhaltet Moxibustion kein Risiko und kann so als alternative Behandlungsmethode eingesetzt werden um der werdenden Mutter eventuell eine Sectio zu ersparen.

 

Ergebnisse einer Untersuchung über die Wirksamkeit der Moxibustionstherapie zur Korrektur von Beckenendlagen

 

(Cardini F, Weixin H: Moxibustion for correction of breech presentation: a randomized controlled trail JAMA. 1998 Nov 11;280(18):1580-4.)


Zielsetzung:

 

Die Auswirkung und Sicherheit der Moxibustionstherapie auf die kindliche Aktivität und Korrektur der Lage in einer offenen klinischer Untersuchung zu beurteilen.
Zielgruppe: Erstgebärende in der 33SSW mit normalem Schwangerschaftsverlauf und der Ultraschalldiagnose einer BEL.


Methode:

 

Bildung einer Versuchs- und einer Kontrollgruppe mit jeweils 130 zufällig ausgewählten Personen aus der definierten Zielgruppe. Die 130 Personen der Versuchsgruppe erhielten eine Moxibustionstherapie des Punktes BL67(Zhiyin) über 7 Tage hinweg, mit einer zusätzlichen Behandlung von weiteren 7 Tagen falls sich das Kind noch immer in BEL befand. Die 130 Personen der Kontrollgruppe erhielten die üblichen Routineuntersuchungen, aber keine weiteren Maßnahmen was die BEL betraf. Frauen mit einer BEL zwei Wochen nach Beginn der Untersuchung konnten sich auf Wunsch einer äußeren Wendung unterziehen.
Maßnahmen: Im Zeitraum von einer Woche wurden täglich die Kindsbewegungen eine Stunde lang von der Mutter gezählt, die Anzahl der Schädellagen in der 33., 35. SSW und bei der Geburt wurden ermittelt.


Resultat:

 

In der Versuchsgruppe ergab sich ein Durchschnitt von 48,4 Kindesbewegungen, in der Kontrollgruppe waren es 35,3. In der 35SSW waren 98 (75,4%) der 130 Kinder der Versuchsgruppe in Schädellage, dagegen nur 62 (47,7%) der 130 Kinder in der Vergleichsgruppe. Unter Berücksichtigung, dass 24 Personen der Kontrollgruppe und 1 Person der Versuchsgruppe sich einer äußeren Wendung unterzogen, befanden sich 98 (75,4%) Kinder der Versuchsgruppe und 81(62,3%) Kinder der Kontrollgruppe bei der Geburt in Schädellage.


Zusammenfassend:

 

Unter Erstgebärenden mit BEL in der 33. SSW, die eine Moxibustionstherapie von ein bis zwei Wochen erhalten haben, konnte eine gesteigerte kindliche Aktivität und eine erhöhte Anzahl von Schädellagen nach der Behandlungsperiode bis hin zur Geburt festgestellt werden.
Klinische Beobachtung von Lagekorrektur des Fetus durch Elektroakupunktur

Li Q, Wang L.: Clinical observation on correcting malposition of fetus by electro-acupuncture. J Tradit Chin Med. 1996 Dec;16(4):260-2.

 

Achtundvierzig Fälle von Lageanomalien wurden mit Elektroakupunktur mit Stimulation des Punktes BL 67 behandelt. In 39 Fällen korrigierte sich die Lage, das ist ein Prozentsatz von 81,3%, die durchschnittlichen Sitzungen im Behandlungszeitraum betrug 1.41. Weiters wurden zwei Vergleichsgruppen erstellt, eine Moxibustionsgruppe und eine Kontrollgruppe ohne jegliche Behandlung. Statistische Analysen zeigten, dass die Erfolgsrate einer Korrektur mittels Elektroakupunktur deutlich höher ist, als die bei der Kontrollgruppe. Weiters waren weniger Sitzungen mit Elektroakupunktur als bei der Moxibustionsgruppe notwendig. Diese Differenz war statistisch signifikant, in der Wirksamkeit war kein bedeutender Unterschied beider Gruppen festzustellen.

 

Auch mit Homöopathie und Haptonomie können Babys dazu angeregt werden, sich zu drehen, wir konnten dazu aber keine wissenschaftlichen Arbeiten eruieren.

 

 

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© Kristina Wierzba-Bloedorn