Geburtsplan für eine Sectio

 

 

 

Vor der Geburt

Bleiben Sie immer im Kontakt mit Ihrem Baby und sich selbst!
Sprechen Sie mit Ihrem Kind und erzählen ihm von ihren Gefühlen. 

Machen Sie sich vor der Fahrt in den OP bewußt, dass ihr unterer Körperbereich von der Narkose betäubt sein wird. Waschen Sie sich vor der Geburt ganz bewußt und widmen Sie besonders der Region, in der der Bauchschnitt erfolgen wird, liebevolle Aufmerksamkeit.

Gehen Sie ganz bewußt auf die Reise. Alles, was Sie vor der eigentlichen Geburt tun, ist Ihre persönliche Geburtsreise zu Ihrem Kind hin. Gestalten Sie diese Stunden ganz besonders aufmerksam und schön.

Während der Geburt

Nehmen Sie aktiv an der Geburt teil. Wenn Sie nicht mit einem Spiegel zuschauen wollen, wie Ihr Kind geboren wird, lassen Sie sich von anderen Menschen berichten, was gerade passiert. In Absprache mit dem Krankenhaus ist es eventuell möglich, Fotos zu machen oder zu filmen während der Geburt. Das kann später Ihre visuellen Lücken vom Ablauf füllen.

Wenn Sie wissen, dass Ihr Kind nun geboren wird, geben Sie Ihr inneres Einverständnis dazu und schieben Sie Ihr Kind mit hinaus. Wenn es für Sie hilfreich ist, können Sie das OP-Team bitten, dafür kurz das Tuch, was Ihren Blick auf Ihren Bauch versperrt, abzusenken. Sie können nicht den Schnitt sehen, weil sie ja liegen. Vielleicht bitten Sie auch den Vater, in diesem Moment kurz rüber zu schauen.

In vielen Krankenhäusern ist es üblich, das Kind der Mutter nur kurz zu zeigen und es dann aus dem Operationssaal heraus zu bringen. Als Grund wird immer wieder die kühle Temperatur des OP`s genannt. Wenn wir betrachten, dass das Kind 9 Monate in warmem Wasser geschwommen ist und selbst der Kreißsaal in der Regel sehr warm temperiert wird, erscheint einem diese Maßnahme logisch. Es ist für das Neugeborene sehr wichtig, nicht auszukühlen. Und ohne Frage gibt es Situationen, in denen das Kind sofort kinderärztlich untersucht und weggebracht werden muß.

Trotzdem gibt es einige Möglichkeiten das Kind auch im OP warm halten zu können.
Aus der Forschung weiß man, dass Neugeborene ihre Körpertemperatur am besten halten können, wenn sie im direkten Haut-zu-Haut-Kontakt mit einer Bezugsperson (im Idealfall die Mutter) stehen. Es ist durchaus möglich, den Oberkörper der Frau frei zu machen und das Kind der Mutter auf die Brust zu legen und mit Wärmedecken zusätzlich zu schützen.

Die Initiative "Babyfreundliches Krankenhaus" der WHO und Unicef hat verschiedene Kriterien zu Vergabe ihrer Auszeichnung erarbeitet. Sie verleiht ihre Plakette nur an die Krankenhäuser, die z.B. das Kind auch nach einem Kaiserschnitt noch im OP im direkten Hautkontakt mit der Mutter belassen. Fragen Sie bei der Anmeldung im Krankenhaus danach!

Nach der Geburt

Genießen Sie den Moment, wenn Sie Ihr Kind das erste Mal sehen!


Dieser Moment ist einzigartig und wird nie wieder kommen. Legen Sie Ihr Kind wenn möglich an und bitten Sie dazu um Unterstützung. Bitten Sie das Personal Ihnen möglichst einen schützenden Raum für diesen Moment zu schenken. Vielleicht ist es möglich, Sie durch gespannte Tücher abzuschirmen. Es gibt bereits Krankenhäuser, die dies so handhaben.

In Zeiten von minimalinvasiven Operationstechniken stellt ein Kaiserschnitt noch immer eine tiefe und große Bauchoperation durch viele Schichten des Körpers dar. Machen Sie sich den Verschluss ihres Bauches bewußt! Dieser Weg hat sich geöffnet und wird auch wieder verschlossen.

Wenn Sie wieder im Kreißsaal angekommen sind, werden eine Reihe von Untersuchungen bei Ihnen folgen. Ein Kaiserschnitt ist eine Geburt - aber diese Geburtsform bleibt auch eine große Bauchoperation. Deshalb sind verschiedene Kontrollen des Arztes oder der Hebamme sehr wichtig.

Bestehen Sie dennoch darauf, dass Sie irgendwann eine ungestörte Zeit mit Ihrem Kind allein haben und die wichtige Zeit des Bondings, sofern möglich, geachtet und wahrgenommen werden kann. Vielleicht wird Ihr Kind kurz gebadet um es Ihnen dann NASS und NACKT auf die Brust zu legen!

Auch nach einem Kaiserschnitt ist es möglich, zu stillen. Es gibt viele mit dem Stillen kombinierbare Schmerzmittel. Sprechen Sie mit Ihrer Hebamme, Ihrem Arzt oder Ihrer Stillberaterin. Sie benötigen wahrscheinlich am Anfang etwas mehr Hilfestellung beim Anlegen des Kindes. Bitten Sie dabei im Krankenhaus um Hilfe. Rücklings Stillen (dabei liegen sie auf dem Rücken und Ihr Kind quer auf Ihnen) und das Stillen in Seitenlage, sind zwei Positionen, die besonders für Kaiserschnittmütter empfehlenswert sind. Besuchen Sie eine Stillgruppe in Ihrer Nähe, wenn Sie Austausch und Informationen suchen.

Wenn Sie die Plazenta sehen möchten oder sie sogar mitnehmen wollen nach Hause, dann bitten Sie im Vorfeld darum. Dieses einmalige Organ hat 9 Monate eine fantastische Arbeit getan und Sie und Ihr Kind auf eine besondere Weise miteinander verbunden. Es ist für manche Menschen sehr interessant, sie anzusehen und sich von ihr irgendwie zu verabschieden.

 

 

EMPFEHLUNGEN FÜR KAISERSCHNITT-GEBURTEN (Version Mai 2007)
aus dem Buch:"Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht"

 

Sie sind zur Veröffentlichung freigegeben und dürfen unbegrenzt kopiert und weitergegeben werden.

1. Indikation überprüfen

Zweitmeinung - Ist der Kaiserschnitt wirklich unvermeidbar?Gegebenenfalls Einholung einer Zweitmeinung (Hebamme, GynäkologIn, Ärztin, je nach Indikation)

2. Wenn medizinisch möglich, Zeit zum Gebären im Rhythmus der Frau und des Kindes

Geplante Sectio - Viele Hebammen sind der Meinung, dass es ideal wäre, natürliche Wehen abzuwarten. Manchmal sind damit sogar die betreuenden Gynäkologen einverstanden; alternativ dazu nach Möglichkeit 3 Stunden vor der Sectio Weheninfusion bei der Schwangeren anhängen, damit sich Gebärmutter und Baby auf den Eingriff vorbereiten können

Unterstützung - Der Partner, eine bekannte Hebamme oder andere Vertrauenspersonen können Wünsche der Mutter dann zum Ausdruck bringen, wenn sie selbst nicht ansprechbar oder geschwächt ist, die diesbezügliche Organisation im Vorfeld einer geplanten Sectio sollte nicht außer Acht gelassen werden.

3. Vorbereitung auf die Kaiserschnitt-Geburt

Was passiert? - Verständliche Erklärungen für die Mutter (und den Partner), was jetzt im Einzelnen geschehen wird; auch und gerade dann wenn es sich um eine Notsectio handelt!

Anästhesie - Nach Möglichkeit keine Vollnarkose: bei PDA /Spinalanästhesie Mutter nach Entwicklung des Kindes nicht unnötig einschlafen lassen, denn der wichtige Erstkontakt geht so verloren.

4. Während der Kaiserschnitt-Operation

Was passiert? - Verständliche Erklärungen für die Mutter (und den Partner), was jetzt im Einzelnen geschehen wird.

Abnabelung - Bei einem Kaiserschnitt darf aus medizinischen Gründen (massiver Blutverlust) nicht gewartet werden, bis die Nabelschnur auspulsiert ist. Unter Umständen kann es hilfreich sein, etwa 14 Tage nach dem Kaiserschnitt beim Kind zum Beispiel mit Hilfe von Cranio-Sacral-Therapie oder Osteopathie eventuelle Störungen, welche durch das sofortige Abnabeln entstanden sind, zu korrigieren.

Beimpfung - Zur Idee der möglichen Beimpfung des Säuglings mit "Scheidenmilieu" der gesunden, optimal ernährten Mutter zur Förderung der normalen Kolonisierung des Säuglingdarmes siehe Artikel auf Seite 340 in "Der Kaiserschnitt hat kein Gesicht".

Stammzellenentnahme - Ist eine Stammzellenentnahme erwünscht?

Absaugen - Wenn medizinisch möglich, Nase des Babys nicht absaugen, denn dadurch schwellen die Schleimhäute an und das Kind als reiner Nasenatmer kommt in Not. Beim Absaugen des kindlichen Gaumens kommt es zu einer intensiven Manipulation. Dadurch kann das Saugzentrum irritiert werden, was eventuell Stillprobleme zu Folge hat.

Erstkontakt - Baby und Mutter dürfen sich unmittelbar nach der Geburt Haut auf Haut, nicht in Tücher eingewickelt, kennen lernen. Bereitlegen einer Wärmede

 

5. Im Anschluß an die Geburt

Nabelschnur/Plazenta - Herzeigen und erklären. Möglichkeiten schaffen, dass die Mutter beides bei Entlassung aus dem Krankenhaus mit nach Hause nehmen kann, so der Wunsch danach besteht.

Wochenbett - Beständige Unterstützung der Kaiserschnitt-Mutter (Stillen, Aufstehen, Versorgung des Kindes,...). Mobilisation und Therapie der Kaiserschnitt-Narbe durch Hebamme/TherapeutIn.

OP-Bericht - Erstellung und automatische Aushändigung eines informativen OP-Berichtes bei Entlassung.

 

 

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© Kristina Wierzba-Bloedorn